Bildung für die dreifache Emanzipation?
Zum Potential von Herbert Marcuses Emanzipationsbegriff für die transformative sozial-ökologische Bildung
DOI:
https://doi.org/10.20377/rpb-138Schlagworte:
Emanzipation, Herbert Marcuse, transformative Bildung, sozial-ökologische Bildung, Natur, Geist-Natur-DualismusAbstract
Zur Zielbestimmung politischer und religiöser Bildungsprozesse ist der Rückgriff auf den der Aufklärungsphilosophie entstammenden Begriff der Emanzipation populär. Dieser muss grundlegend problematisiert werden, da ihm ein Geist-Natur-Dualismus immanent ist, der Anteil an der Reproduktion gegenwärtiger gesellschaftlicher Krisen- und Herrschaftsverhältnisse hat. Um einen Emanzipationsbegriff zu gewinnen, der geeignet ist transformative sozial-ökologische Bildungsprozesse zu orientieren, greift der Beitrag auf die Arbeiten Herbert Marcuses zurück. Mit Marcuse kann ein dreifacher Begriff von Emanzipation formuliert werden, der gleichermaßen auf die Befreiung von Mensch, Natur und Gesellschaft abzielt. Er macht Aussagen zur Form der bestehenden Herrschaft, zum Ziel, Subjekt und Modus der Emanzipation. Marcuse zufolge ist der Emanzipationsprozess als gleichzeitige radikale Transformation der Sinne und Bedürfnisse einerseits sowie des Bewusstseins andererseits zu verstehen. Daraus können für eine transformative sozial-ökologische Bildung konzeptionelle Schlussfolgerungen hinsichtlich der Planung von Lernprozessen, der theoretischen Vermittlung des Emanzipationsbegriffs und dem intendierten Einfluss auf gesellschaftliche Verhältnisse gezogen werden. Auf Grundlage des dreifachen Emanzipationsbegriffs von Marcuse kann für eine Bildung der Sensibilität und des Bewusstseins durch kritisches gesellschaftliches Engagement in gegenwärtigen sozialen Bewegungen plädiert werden, das auf den Aufbau neuer Lebensformen zielt.